Mittwoch, 1. Juni 2011

Bericht zum Ostseeseminar am Hindenburgufer

Wir trafen uns am 22.5.2011 um 10.00 Uhr bei schönstem Wetter auf der Bellevuebrücke zum Ostseeseminar.
Dieses Seminar sollte der Ersatz sein für eine Schiffsfahrt in dieses Gebiet.
Es kamen alle Geräte zum Einsatz, die auch auf den Schiffsausfahrten benutzt werden.

                                      Plankton : Fluch und Segen
In einem Becher Fördewasser sind ca. 80 000 Planktonlebewesen. Sie sind also sehr klein. Würde man alle Planktonwesen der Kieler Förde  wiegen, würde ihre Masse 10 mal schwerer sein als die Masse aller großen Meerstiere. Sie sind die Nahrungsgrundlage des Meeres. Durch die Überdüngung der Meere hat ihre Masse enorm zugenommen und sie bilden Faulmassen auf dem tieferen Meeresgrund.
 

                                                          Planktonnnetz
 
                                                  Netzauswurf


                                                   Netzeinholen

                                        
                    Der Blick durchs Mikroskop zeigte das winzige Plankton

                          Die  problematische Schichtung der Ostsee

Bei den dänischen Inseln stößt das salzreiche Wasser der Nordsee ( hier im Bild rotgefärbt ) auf das salzarme Wasser der Ostsee .Da salzarmes Wasser leichter ist als salzreiches Wasser, haben wir in der Kieler Bucht und in der Kieler Förde eine zweigeteilte Ostsee : Oben ist Ostsee ,darunter ist Nordsee.
                    Ein kleines Experiment machte uns das deutlich :

                                rot :   Nordseewasser,  farblos : Ostseewasser

                                                       Förde (quer )

Dieses stark vereinfacht Bild der Kieler Förde zeigt die Schichtung der Kieler Förde. Die Grenzfläche nennt man "Sprungschicht" , weil sich hier die Temperatur auf kürzeste Entfernung um mehrere Grad verringert.
Da der Sauerstoff diese Schicht nicht durchdringen kann , finden sich unter dieser Sprungschicht nur noch tote Zonen in der stark belasteten Innenförde. Das stark wuchernde Plankton verbraucht allen Sauerstoff, wenn es sich auf dem Boden ablagert.

                                   
                                   Untersuchung des Meeresgrundes

     Der Bodengreifer sollte uns Auskunft über den Meeresboden der Kieler Förde geben

                       
      Er wird zu Meeresboden herabgelassen, schließt sich auf dem Meeresgrund  automatisch und bringt     eine  Probe nach oben



Die Greiferprobe zeigte reiches Tierleben auf dem Meeresboden ,erinnerte aber an eine Masse, die die Kieler "Schiet" nennen. Für bessere Analysen des Meeresbodens verwendet man heute Sonden, die vom Meereboden  Bohrkerne liefern.. Sie besitzen ein teilbares Rohr, so daß man den Bohrkern genau betrachten kann.So gewinnt man ein differenziertes Bild vom Meeresboden.



: Oben war deutlich eine helleZone , die Sauerstoffzone ,zu erkennen . Dieses ist der "Mutterboden" der Kieler Förde. Hier leben die Tiere, Bakterien und Pilze, die die Förde sauber und gesund erhalten.
 Da, viele Verantwortliche nur die Greiferproben kennen( wenn überhaupt ), gehen sie über die Bedeutung der Struktur des Meeresbodens und seine  ökologische Funktion einfach hinweg . Man  baggert ja nur "Schiet" weg.


In dem Bohrkern aus größerer Tiefe unterhalb der Sprungschicht fehlt die
Sauerstoffschicht völlig . Hier ist alles tot, weil der Sauerstoff fehlt. Das gilt für
alle Bereiche des Bodens der Innenförde.Ja, in diesem Boden entstehen die
giftigen Schwefelwasserstofgase, die alles Leben vernichten

Das Sandlückensystem



 Bei einem Blick durch das Taschenmikroskop auf das Sandpräparat kann man erkennen, dass sich zwischen den Sandkörnern ein  ausgedehntes Lückensystem befindet.
Dieses Sandlückensystem ist für den Meeresboden sehr wichtig, weil Sauerstoff tief in den Boden eindringen kann.. Dadurch wird hier das Leben ermöglicht und der Boden kann  die abgestorbenen Stoffe umsetzen.
Bei dem starken Planktonwachstum verstopft dieses Lückensystem ,vor allem unterhalb der Sprungschicht.


Kieler Förde , quo vadis ?

Die Bellevuebrücke am Hindenburgufer liegt auf einer Plattform , die mit einer 
durchchschnittlichen Tiefe von 5 m oberhalb der Sprungschicht liegt,
und damit also einen gesunden Meeresboden hat.

Bodenprobe aus 6m Wassertiefe

Wir haben dann am Brückenende in ca. 6m Wassertiefe eine Greiferprobe nach oben geholt. Das Ergebnis war ein kerngesunder Meeresboden mit Miesmuscheln und Seesternen.Die Miesmuschelbänke, die hier lückenlos den Meeresboden bedecken ,vermögen innerhalb von 2-3  Tagen die Innenförde vom sich kräftig vermehrenden Plankton zu reinigen und so die Wasserqualitätät zu steigern.

Wenn man eine Greiferprobe ein Stückchen weiter aus 10 m Wassertiefe nimmt
( unterhalb der Sprungschicht ),dann erhält man leblosen, unfruchtbaren Schlamm.
Sollte dieses Flachwassergebiet am nördlichen Hindenburgufer, das unter
Naturschutz steht, ausgebaggert werden, wie für den Bau des
Megayachthafens vorgesehen, dann würde die Filterfunktion des
Flachwassergebietes für die gesamte Innenförde vernichtet.